Chip-Tuning und Eco-Tuning

Schon ab 15 Euro werden Leistungssteigerungen von bis zu 50 Prozent angeboten. Was bringen sie? Verbraucht das Auto mit Eco-Tuning tatsächlich weniger Sprit?

Fragen und Antworten

  • Verschiedene Arten von Chip-Tuning

„10-Cent-Tuning“: Hier wird ein Widerstand zwischen einem Temperaturgeber und dem Motorsteuergerät eingebaut. Er täuscht falsche Werte vor. Das führt dazu, dass mehr Kraftstoff eingespritzt wird.

Zwischenstecker  („Black-Box“, „Power-Box“): Eine elektronische Schaltung wird zwischen Motorsteuergerät und Einspritzung bzw. Sensoren gesteckt und gaukelt falsche Werte vor, so dass mehr Kraftstoff zugemessen wird.

Neuprogrammieren  des Motorsteuergerätes: Veränderung der Software, die aus diversen Kenngrößen (z.B. Ansaugluft-Temperatur und -Menge, Motordrehzahl, Gaspedalstellung) die Einspritzmenge, den Zünd- und Einspritzzeitpunkt, den Ladedruck und die Abgas-Rückführrate errechnet.

Geändertes elektronisches Gaspedal: Schon bei wenig Gaspedalweg wird eine hohe Leistungsanforderung an das Motorsteuergerät gemeldet. Faktisch ist das keine Leistungssteigerung, sondern nur eine Veränderung des Ansprechverhaltens.

  • Die Versprechen der Anbieter

Je billiger das Angebot ist, desto größer das Risiko, dass die versprochene Leistungssteigerung nicht erreicht wird. Insbesondere Widerstands- und Zwischenstecker-Lösungen sind nicht immer individuell an die jeweiligen Motoren angepasst. Eine Neuprogrammierung des Steuergeräts bietet mehr Möglichkeiten der Abstimmung. Freilich hängt die erzielbare Leistungssteigerung und – oft noch viel wichtiger – die Leistungsentfaltung stark vom Können des Programmierers ab. Es gibt Fahrzeuge, die nach einem Chip-Tuning fast unfahrbar sind, weil sie so unberechenbar beschleunigen.

  • Abweichungen möglich

Welche Mehrleistung tatsächlich herauskommt, lässt sich nur durch einen Vergleich vorher/nachher auf einem Leistungsprüfstand (u. a. in den ADAC-Prüfzentren) ermitteln. Dabei zeigt sich auch, ob das Fahrzeug im Serienzustand die im Prospekt genannte Leistung (innerhalb der gesetzlich zugelassenen Bandbreite) erreicht. Laut Typprüfung gilt eine Streuung von plus/minus fünf Prozent als zulässig, vor Gericht werden sogar Abweichungen von zehn Prozent toleriert.

  • Was kostet Chip-Tuning?

Die Bandbreite der Preise bewegt sich von 15-Euro-Angeboten für Zwischenstecker im Internet bis hin zu fast 10.000 Euro für teure, seltene Fahrzeuge, bei denen die Entwicklungskosten auf wenige Kunden umgelegt werden. Die Neuprogrammierung des Motor-Steuergerätes bei einem gängigen Modell der unteren Mittelklasse (z.B. VW Golf) kostet etwa 300 bis 500 Euro.

  • Technische Ausführung

Viele Fahrzeuge lassen sich heute durch Anstecken an die OBD-Schnittstelle umprogrammieren. Teilweise gibt es auch Geräte, die der Kunde selbst anschließen kann. Bei anderen Modellen ist es erforderlich, das Motorsteuergerät auszubauen und zu öffnen, was zum Teil jedoch durch diebstahlsicher verbaute Steuergeräte erschwert ist und für bleibende Spuren sorgen kann. Manche Fahrzeughersteller statten ihre Motorsteuergeräte mit einem Schutz vor Chiptuning aus, der jedoch vielfach wiederum bereits „geknackt“ wurde.

Risiken

  • nicht funktionierende Steuergeräte, weil die neue Software nicht läuft
  • überhöhte Temperaturen, Einspritzdrücke und Turbolader-Drehzahlen können zu Defekten führen
  • erhöhte Belastung des Antriebsstranges (Kupplung, Getriebe, Antriebswellen, Reifen) und der Bremsanlage; ggf. sind Umbauten und/oder Reifen mit höherem Geschwindigkeitsindex erforderlich
  • Verschlechterung der Abgaswerte („Rußen“ bei Diesel-Motoren)
  • Verlust des Versicherungsschutzes, wenn das Tuning nicht in die Fahrzeugpapiere eingetragen und der Versicherung gemeldet wurde
  • Verlust der Hersteller-Gewährleistung oder -Garantie

Garantien der Chip-Tuner

Viele Anbieter geben auf das Chip-Tuning sowie zum Teil auf Antriebsstrang und Fahrwerk eine Garantie. Freilich ist im Schadensfall oft schwer zu beweisen, wodurch der Defekt tatsächlich ausgelöst wurde. Oftmals kommt es dann zu gegenseitigen Schuldzuweisungen zwischen Fahrzeughersteller und Tuning-Anbieter mit dem Ergebnis, dass der Fahrzeugbesitzer auf dem Schaden sitzen bleibt.

Kraftstoff-Verbrauch

Da Chip-Tuning zumeist auf eine Erhöhung der Einspritzmenge abstellt, ist – insbesondere bei Ausschöpfen der Leistungssteigerung – mit einem zum Teil deutlich erhöhten Kraftstoffverbrauch zu rechnen. Stellenweise wird aber – insbesondere bei Turbodiesel-Motoren – auch eine Minderung des Kraftstoffverbrauchs versprochen, Stichwort Eco-Tuning. Hierzu liegen dem ADAC noch keine belastbaren neutralen Untersuchungen vor.

Ablehnung durch Auto-Hersteller

Da durch Chip-Tuning die Haltbarkeits-Reserven von Motor, Antrieb und Bremsanlage verringert oder gar aufgebraucht werden, lehnen die Fahrzeug-Hersteller Chip-Tuning ab. Manche Motorsteuergeräte werden mit einem „Tuning-Schutz“ ausgestattet, der Tuningversuche entweder unterbinden oder aber für die spätere Beweisführung speichern soll, auch wenn zwischenzeitlich wieder die Original-Software zurück gespielt wurde.

 

Chip-Tuning muss eingetragen werden

Ja, jegliche Veränderung an der Motorleistung muss geprüft und genehmigt werden. Wenn hierfür kein Mustergutachten vorliegt, kann das noch einmal so viel kosten wie das Chip-Tuning selbst. Wird ein Chip-Tuning nicht eingetragen, erlöschen Zulassung und Versicherungsschutz – mit fatalen Folgen für den Fahrzeugeigner. Daher muss die Motor-Mehrleistung auch dem Versicherer gemeldet werden, der dann unter Umständen die Prämie erhöht.

Probleme in der Werkstatt

Eine veränderte Software des Motorsteuergerätes kann zur Folge haben, dass Werkstatt-Tester keine korrekten Werte mehr anzeigen. Auch bei der Abgas-Untersuchung (AU) kann es zu Problemen kommen. Vereinzelt ist es nicht mehr möglich, mit dem Diagnosetester den Fehlerspeicher auszulesen.

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